So aberwitzig es für den Heidegger- oder Heinrich-Böll-Rezipienten klingen mag, wir Menschen sind als Abbilder eines Schöpfers geschaffen. Das heißt nicht, dass alle Menschen aussehen wie Gott, sondern es ist etwas in uns angelegt, das zum Höchsten strebt. Wie verschüttet dies in uns Menschen auch sein mag, jeder von uns hat schöpferische Kräfte. Und, gehört dazu nicht auch, das Genom in unserem Sinne zu verändern? Und, wenn wir die Aufgabe haben, über die Schöpfung zu herrschen, bedeutet das nicht auch, Genome zu unserem Vorteil oder zum Vorteil anderer Arten zu verbessern?
Seit Jahrtausenden betreiben Menschen Züchtung. Damit haben unsere Vorfahren den Ertrag in der Landwirtschaft so weit gesteigert, dass heute mehrere Milliarden Menschen ernährt werden können, und nicht nur ein paar Millionen wie vor einigen Tausend Jahren. Diese Methoden wurden sehr weit entwickelt: Wer weiß denn überhaupt noch, wie man heute "klassische Züchtung" betreibt? Man setzt Saatgut z.B. hohen Dosen radioaktiver Strahlung aus und erzeugt damit eine Unzahl von Mutationen. Dann lässt man die Mutanten zu Pflanzen heranwachsen und selektiert die Individuen mit den gewünschten Eigenschaften. Das Resultat kann jeder im Baumarkt kaufen. Warum will nun z.B. Greenpeace die Gentechnik generell verbieten? Die Aktivisten mögen dies ja aus Verantwortung für unsere Zukunft heraus tun - ich kann dafür aber keinen wirklich stichhaltigen Grund finden. Tut mir leid, aber niemand kann ernsthaft behaupten, dass es besser ist durch massive Bestrahlung unkontrollierte Mutationen zu erzeugen, aber wenn man dasselbe gezielt mittels Gentechnik tut, dann sei das gefährlich.
Ich denke, es gibt keine Technologie, die ohne Gefahr ist - ich denke an ein einfaches Messer: ich kann damit Kartoffeln schälen oder jemanden erstechen - also prinzipiell natürlich nur - es kommt einzig allein darauf an, ob ich es zum Nutzen oder zum Schaden anwende. Was wir mit einer Technologie machen, das liegt in unserer Verantwortung - aber es liegt nicht daran, dass eine Technologie von vorn herein gut oder schlecht wäre.
Niemand ist so dumm, auf alle Technologie verzichten zu wollen, denn das würde den meisten Menschen das Leben kosten. ... oder sogar allen Menschen, und womöglich auch Tieren und Pflanzen - denn der Mensch ist die einzige Gattung auf der Erde, welche prinzipiell dazu in der Lage wäre, die Biosphäre vor der Vernichtung durch einen Asteroiden zu bewahren. Ich würde freilich nie wagen soetwas zu behaupten, wenn Bruce Willis es nicht bewiesen hätte - aber selbst Kernwaffen könnten für die Menschheit überlebenswichtig sein. Zum Thema Kernenergie auch eine Frage: sterben mehr Menschen durch Kernkraftwerke, oder deswegen, weil sie keine Kernenergie haben? (vielleicht ein kleiner Hinweis: auf dem Afrikanischen Kontinent gibt es genau ein einziges Kernkraftwerk, und das steht in Südafrika)
Die Kernenergie ist die mächtigste Energieform, welche die Menschheit besitzt. Sie kann extrem nützlich und extrem gefährlich sein. Aber auch Bio- oder Gentechnologie, welche weniger auf starken Kräften und mehr auf Informationsverarbeitung beruhen, können eine so mächtige Wirkung haben, dass darauf basierende Waffen heute die Auslöschung ganzer Nationen bewirken könnten. Mit fortschreitender Entwicklung stellt die Technologie auch eine zunehmende Bedrohung für uns dar. Dies war schon so am Beginn der industriellen Revolution, als man in England dampfgetriebene Mühlen als "dark satanic mills" bezeichnete, in welche die Unternehmer keinerlei Menschlichkeit eingebaut hatten. Mit dem technischen kommt eben noch lange kein moralischer Fortschritt, denn Naturwissenschaft & Technik geben nur Antworten nach dem Warum? oder dem Wie?, aber nicht nach dem Wozu?
Durch konventionelle Waffen wurden schon viele Millionen Menschen umgebracht. Jedoch konnte die Menschheit bis jetzt weiterexistieren. Wenn man heute allerdings ein Weiterleben, auch nach einem Atomkrieg, sicherstellen wollte, müsste man autarke Kolonien auf anderen Himmelskörpern gründen. Das allein würde aber kaum reichen - man müsste wie in einer Arche die gesamte Vielfalt des Lebens hinüberretten - denn, niemand weiß, ob ein Mensch in einer anderen als der irdischen Umwelt langfristig überleben kann. Zumindest müsste man über die Informationen aus den Genen verfügen, ihre Funktion richtig interpretieren und daraus wieder Lebewesen reproduzieren können. Davon ist man jedoch heute noch weit entfernt. Es kommt aber nicht nur auf die Information sondern auch darauf an, dass sie auf dem richtigen Träger vorliegt. Ähnlich wie bei einem Computer das Programm auf einer CD auch vom Prozessor gelesen werden muss... Mit anderen Worten: man benötigt lebendige Organismen.
Der Prophet Obadja sagte einst über ein überheblich gewordenes Volk, dass Gott es vollkommen wehrlos dastehen lässt: «Erhebst du dich auch wie der Adler und baust dein Nest zwischen den Sternen, ich stürze dich von dort hinab.» Wenn nun der moderne Mensch sein Überleben nicht mehr in Gottes Hände legt und Ihm vertraut, dass Sein Wille geschieht, ist er dann sicherer als früher? Dieses "auf Nummer sicher gehen", in dem man Zuflucht auf Mond oder Mars sucht, wird letztlich die Entscheidung leichter machen, im kritischen Fall den "Roten Knopf" zu drücken. Ich hoffe nicht, dass es so eintrifft, aber diese alte Prophezeiung macht auf erschreckende Weise Sinn.
Dass die Menschheit einmal die Erde für immer verlassen muss, steht nach heutigen wissenschaftlchen Erkenntnissen jedoch schon fest. Sollten wir die nächsten paar 100 Millionen Jahre überleben, werden die Ozeane zusehends austrocknen, da der Wasserstoff ins Weltall verschwindet. In einigen Milliarden Jahren wird die Sonne sich bis zur Erdbahn ausdehnen und alles Leben verbrennen. Es gibt für uns im Grunde nur 2 Möglichkeiten:
1. Es gelingt uns, auf der Ebene des Sonnensystems in die herrschenden Prozesse einzugreifen (Stichwort: Solar Engineering) oder
2. Wir müssen uns aufmachen zu anderen bewohnbaren Planeten.
Allerdings stellt sich hier irgendwann die Frage nach der Reisezeit, welche beträchtlich länger als ein Menschenleben sein kann, ohne dass unterwegs Ressourcen oder irgendeine Energiequelle genutzt werden könnte, um die Lebensprozesse der Raumfahrer aufrechtzuerhalten. Eine Möglichkeit, Energie zu sparen, bestünde darin, unseren Geist von der Materie unseres Körpers loszulösen und auf kybernetische Organismen zu übertragen, welche sich nach Bedarf abschalten und wieder einschalten lassen.
Wahrscheinlich werden wir bei der weiteren Entwicklung des Universums sogar gezwungen sein, auf beide Strategien zurückzugreifen. Ansonsten wird es irgendwann kein Leben mehr geben können. Zum Glück müssen wir uns darüber zumindest heute und in den nächsten Millionen Jahren noch keine Gedanken machen, und alle, die von einem "substratlosen" Leben ohne lebendigen Körper herumphantasieren, sollte man mit größter Vorsicht betrachten!
Schließlich sind wir selbst die vermutlich am höchsten stehende Technologie. Technologien sind eigentlich schon immer Teil des Lebens; unsere menschliche Technologie ist im Unterschied zu Blutsystemen, Sehorganen oder der Photosynthese nur nicht das Produkt der Natur oder eines göttlichen Schöpfers, sondern gezielt von uns entworfen. Wir stellen heute fest, dass Maschinen immer mehr Teil von uns werden. Wir sollten uns nur in Acht nehmen, das wir nicht ungewollt Teil einer Maschine werden. Manche Menschen kann man zum Guten oder zum Schlechten benutzen, genau wie einen Gegenstand. Natürlich nur, weil sie sich benutzen lassen. Denn jeder Mensch kann selbst entscheiden. Ein Messer kann nicht sagen: "Nein, ich bringe niemanden um!" Auch ein Roboter kann nicht gegen sein Programm handeln. Ein Objekt kann nicht nein sagen zu einer vorgegebenen Ordnung und nach einer besseren streben - das kann nur ein Subjekt.
Es existieren jedoch Bestrebungen, diese Möglichkeit des Neinsagens auszuschließen und uns Menschen letztlich die Würde zu nehmen. Da solch eine Gesellschaft gegen das Grundbedürfnis der Freiheit verstößt, setzte ich drei Forderungen dagegen:
1. Die technologische Verbesserung eines Menschen (sei es lediglich durch Kleidung oder auch einen genetischen Eingriff) muss der Kontrolle des Individuums unterliegen! Der Betreffende muss in der Lage sein, die Veränderung rückgängig zu machen. Wenn dies zu dem Zeitpunkt nicht möglich ist, muss er aus freiem Willen handeln und sich dabei der Folgen voll bewusst sein.
2. Aufgrund einer Veränderung der Erbanlagen oder irgendwelcher Körpermerkmale darf niemand irgenwelche Rechte an dem betreffenden Menschen geltend machen.
3. Diese Forderungen müssen rechtsverbindlich sein, d.h., der Betreffende muss sich vor einem Gericht darauf berufen können (es reicht kein Kodex, eine internationale Konvention o.ä., welche letztlich kein geltendes Recht sind)!