Gegendemonstranten setzen sich dabei für menschliche Werte ein - so ein Sprecher einer Gegendemo, der in dem Fernsehbericht aber nicht persönlich vorgestellt wurde. Diese "menschlichen Werte" sprechen sie den "Rechten" ab - aber sie sprechen meist über PEGIDA, ohne sich auf konkrete Personen zu beziehen, sondern schreiben ihnen Eigenschaften zu, die sie von irgendwelchen anderen Menschen auf PEGIDA-Organisatoren und -Anhänger übertragen. Ich meine, wenn man von Menschlichkeit spricht, muss man dies mit konkreten Menschen zusammen tun - man muss zu diesen Menschen hingehen, ihnen zuhören und mit ihnen reden. Stattdessen machen die Leute lieber Gegendemonstrationen und stören die Kundgebungen der anderen. Den anderen wirft man vor, sie würden nicht nachdenken. Aber oft ist es eben wie verhext: man selbst tut das, was man anderen vorwirft. Und ich muss mal sagen: viele der Schilder, Transparente und Sprüche der PEGIDA-Gegner sind nicht nur unsachlich sondern schlicht bleidigend. Und auch vor Gewaltanwendung wird nicht zurückgeschreckt, denn es findet auch keine Distanzierung von Linksextremisten statt. Entweder müssen viele tausend Gegendemonstranten blind sein, oder es liegt ihnen in Wirklichkeit nicht viel an der Menschlichkeit. Denn, beschränkt man die Menschlichkeit nur auf bestimmte Menschen, dann ist sie doch ihren Namen nicht wert.
Nicht einmal die Landeskirchen heben sich positiv von den vielleicht nicht so christlichen PEGIDA-Gegnern ab. Sie schalten den "Rassisten" das Licht aus, um ein Zeichen zu setzen. Doch, oh, was für ein Zeichen ist das? Heißt es doch im Johannesevangelium: «Das Licht kam in die Welt, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht.» Oder hat Jesus etwa Sündern den Rücken gekehrt? «Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken», war seine Entgegnung, als man ihm vorwarf, sich mit Sündern an einen Tisch zu setzen. Es ist eine zutiefst christliche Tradition, selbst Links- oder Rechtsradikale ("radikal" bedeutet übrigens "zur Wurzel einer Sache gehen") nicht von vornherein auszuschließen, sondern sie als gleichwertige Menschen anzusehen. Was geschieht denn, wenn man nicht die menschenverachtenden Ideologien bekämpft, sondern die Menschen selbst? Doch nur das, wovor auch Friedrich Schiller warnte: «Und erstickst du ihn nicht in den Lüften frei, Stets wächst ihm die Kraft auf der Erde neu.» Als hätte man jemals eine Ideologie ausgerottet, in dem man ihre Anhänger besiegt...? Nein, man bestätigt nur ihre Anhänger darin, im Recht zu sein, und ihre menschenverachtenden oder gar gewalttätigen Gegner im Unrecht!
Treibt vielleicht die Gegner im Grunde das Gleiche um, was sie PEGIDA vorwerfen - nämlich der Hass, der in jedem von uns ist und den wir uns nicht gern eingestehen, Angst, die manchmal auch diffus sein kann, und ein Wunsch nach einfachen Erklärungen und (End)Lösungen? Ich glaube, dass jeder Mensch etwas ganz besonderes ist, dass er eine einmalig geniale Idee Gottes verkörpert. Und doch ist es möglich, dass ein Mensch sich so von etwas mitreißen lässt, dass er abstoßend erscheint und ich nicht mehr ohne weiteres in der Lage bin, ihn zu lieben.
Aber, warum verfallen wir in einen Wahn, der uns hässlich macht, wenn wir eigentlich das Gegenteil verkörpern wollen? Wie können so viele Menschen einen Hass entwickeln auf etwas vielleicht gar nicht so Gefährliches? Wenn ihr meine Vermutung wissen wollt: aus dem gleichen Grund, aus dem man im Mittelalter und im 3. Reich die Juden verfolgt hat - nämlich: Volksverhetzung. Man hat uns so lange trainiert mit einseitiger Angstmache, dass die Sinnesgewissheit, in der wir uns in diesem Zustand befinden, unseren rationalen Verstand längst abgeschaltet hat. Es bedarf nur eines Schlagwortes wie "Nazi", und schon wird unser kognitives Zentrum im Gehirn vollständig überbrückt, so dass wir ohne zu zögern die gewünschten Reaktionen erbringen. Ich glaube, auf diese Weise kann man einem Volk auch weismachen, dass Schnee schwarz ist: man muss nur lange genug Schnee auf jede erdenkliche Weise mit der Farbe Schwarz (Kohle, Ruß, dunkle Schonsteine, schwarze Schuhe, ...) in Zusammenhang bringen... und irgendwann sieht man Schnee vom Himmel fallen und denkt bei sich... na klar: Schwarz!
Um den Bezug auf unsere heutige politische Situation noch einmal deutlich zu machen: Schnee = alles, wonach eine normaler Mensch sich sehnt; schwarz = rassistisch oder Nazi!
Eine altbekannte Methode Gesellschaften zu kontrollieren besteht darin, Gegenkräfte in Position zu bringen. Hierfür benötigt man die gewalttätigen Randgruppen, die in den Medien besonders hervorgehoben werden. Sie helfen dabei, dass unsere Sinnesgewissheit den klaren Verstand abschaltet und die Gesellschaft gespalten wird. In praktisch jeder Bevölkerungsgruppe, seien es Christen oder Moslems, linke oder rechte, gibt es Extremisten. Und genau diese braucht man, um das "wirre Volk" auf der einen Seite und die "Gutmenschen" auf der anderen gegeneinander aufzuhetzen. Ein Beispiel ist der gewalttätige Flügel der "Antifa", welchen Jörg Hoyer, LEGIDA-Organisator, folgendermaßen charakterisierte: "Meine Frau musste mit meinen Kindern in Sicherheit gebracht werden vor militanten "Antifaschisten" - jeder Antifaschist, der im Konzentrationslager umgekommen ist, würde sich im Grabe rumdrehen, wenn er diese Brut sieht!" Die Verantwortlichen in der Politik gehen weder gegen die eine noch die andere extremistische Randgruppe konsequent vor, obwohl Polizei, Verfassungsschutz und Geheimdienste genügend Informationen besitzen, um Gewalttäter und Terroristen aus dem Verkehr zu ziehen. Man scheint diese vielmehr zu benutzen: die Rechtsradikalen, um rechte Demonstrationen mit der Behauptung zu diskreditieren, diese Randgruppe würde den "harten Kern" der Demonstranten bilden; die Antifa, um die erstgenannte Randgruppe zu provozieren, oder um die Demonstrationsfreiheit mit der Begründung einschränken zu können, dass nicht genügend Polizeikräfte zur Verfügung stehen, um die Sicherheit zu gewährleisten.
Um diese für Normalbürger so schon verwirrende Lage zu zementieren, benutzt man eine Kriegspsychologie: dabei darf man auf keinen Fall die Argumente der anderen Seite ernstnehmen, da man ihr die übelsten Machenschaften unterstellt. Auch wenn die Angst berechtigt sein mag, welche man vor dem "wirren Volk" hat - es befindet sich in diesem Zustand nicht ohne Grund - und dieser Grund sind in erster Linie die Medien, welche die Schlagkraft von Massenverblödungswaffen besitzen. Von den Schulen, die immer weniger wirkliche Bildung vermitteln, möchte ich hier gar nicht reden. Aus Gier nach Auflagezahlen und Einschaltquoten wird in den Medien sorgsam Angst in allen Facetten kultiviert. Es wird leider in der Regel auf eine Art und Weise berichtet, dass wichtige Fakten nicht erwähnt werden und man die Beweggründe der Akteure, wie z.B. PEGIDA, nicht verstehen kann. Aus diesem Unwissensstand nähren sich Angst und Vorurteile und machen die Menschen in ihrer "Sinnesgewissheit" in Wirklichkeit zu Sklaven übergeordneter Interessen. "Eine halbe Wahrheit ist eine ganze Lüge", in diesem Sinne verstanden, beschreibt auch das Unwort Lügenpresse den Zustand absolut zutreffend.
Auch wenn es bei PEGIDA Leute mit ziemlich eingeschränktem Horizont gibt, bekommt man hin und wieder den Eindruck, dass sie nicht auf Themen wie Asyl fixiert sind. Sondern, dass es primär darum geht, einfach frei seine Meinung sagen zu können, ohne Angst haben zu müssen, dass sie vielleicht nicht politisch korrekt ist. Was PEGIDA in meinen Augen auszeichnet, ist, dass sie außerhalb von Massenmedien und anderen etablierten Strukturen eine Gegenöffentlichkeit schaffen und aus jener Kultur der Angst ausbrechen (zumindest bis auf den Bereich "Überfremdung", der nun widerum von PEGIDA besonders mit Angst besetzt wird - doch darauf möchte ich weiter unten eingehen). Ich wollte aber wissen - und diesen Punkt halte ich für entscheidend - ob die Patrioten die Angst durch Hass oder durch Liebe überwinden, »Die Liebe kennt keine Angst, vollkommene Liebe vertreibt die Angst.«
Um mir aus eigener Erfahrung ein Bild zu machen, bin ich auf eine PEGIDA-Veranstaltung in Niedersachsen gegangen und konnte so live erleben, wie Meinungsfreiheit zur Mutprobe wird. Die Kundgebung wurde von nur etwa 100 Anhängern besucht. Was dort aber mehrere Leute berichteten, hat mich vor allem an ein Land erinnert, das es heute nicht mehr gibt - das Land in dem ich aufgewachsen bin. Die PEGIDA-Anhänger berichteten, dass viele ihrer Bekannten durchaus mit ihnen übereinstimmen, diese jedoch Angst haben, z.B. ihren Job bei VW zu verlieren, wenn sie eine PEGIDA-Kundgebung besuchen sollten. Und richtig, dieses Land, an das mich dies so lebhaft erinnert, ist kein anderes als die DDR.
Ich denke, der Schlüssel zu der Fremdenfeindlichkeit liegt in den Ereignissen, die sich wenige Jahre zuvor abspielten. 1989 gab es noch die DDR als einen souveränen Staat, mit Menschen, die eine größere Liebe zur Freiheit als zu ihrem Staat hatten. Gerade in den östlichen Gebieten, zu denen auch Dresden gehörte, und wo man kein Westfernsehen empfangen konnte, waren die Menschen einerseits noch nicht von den Medien überflutet und abgestumpft. Andererseits wurden sie aber der staatlichen Propaganda gegenüber besonders empfindlich und entwickelten ein feines Gespür für jegliche Form von Manipulation. Sie erlebten, wie alle Medien des Landes gleichgeschaltet wurden, und zwar so real, dass man dies nicht ungläubig als Verschwörungstheorie abtun konnte. Dieses Volk glaubte der damaligen "Lügenpresse" nicht, sondern an seine eigene Würde, es wollte seinen Weg souverän selbst bestimmen. Wir haben in Ostdeutschland die Regierung gestürzt und konnten selbst die Macht in unserem Land ausüben - können wir dies heute immer noch?
Aber dann ging es, wie so oft, sehr schnell nicht mehr um ehrwürdige Prinzipien, sondern um Handfestes, nämlich das Geld. Wir Ostdeutschen haben damals unsere Würde verkauft, für Westgeld. Es stellte sich bald heraus, dass wir doch nicht unabhängig unseren Weg selber wählen wollten, sondern möglichst schnell einfach die Wiedervereinigung. Die sozialistische Propaganda hatte uns zwar eindringlich vor den Kapitalisten gewarnt, aber als sie unsere Betriebe aufkauften und stillegten, wollten wir es irgendwie nicht wahrhaben. "Wer mit dem Teufel Geschäfte macht, wird immer mit Falschgeld bezahlt." So schön es ist, sich vieles lang ersehnte kaufen zu können und in die Welt reisen zu dürfen - aber Geld kann nie Würde ersetzen. Es bleibt immer ein Loch in der Seele, das gefüllt werden möchte. Wenn einem aber auch noch das Geld weggenommen wird, weil andere jetzt in dem Land bestimmen, wie soll man dieses Loch dann noch füllen?
Es reicht nicht, nur eine Heimat zu bewohnen. Man muss sich auch mit ihr identifizieren. Sonst wird man unzufrieden oder gar latent aggressiv, ohne dass es einem bewusst ist. Unzufriedenheit gab es freilich auch schon in der DDR, aber erst nach der Wiedervereinigung trat sie sichtbar an die Oberfläche. Sei es dadurch, dass die Ursachen der Unzufriedenheit vielfältiger und diffuser wurden, sei es, dass jeder zusätzliche Eindringling in einem so schon "besetzten" Land das Fass zum Überlaufen bringen kann. Das Verhängnisvolle aber ist: wenn Eltern moralisch kapituliert haben, verlieren sie den Respekt ihrer Kinder. Wenn Eltern ihren Kindern aber allein durch ihr Vorbild keine Identifikation bieten können, so kann dies doch die Geschichte eines Volkes. In nationalistischen Kreisen idealisiert man gern historische Epochen und hat damit ein Ideal, welches einen mit Stolz erfüllt und nach dem es sich auch heute wieder zu streben lohnt. Dies ist ein wesentlicher Grund, warum enttäuschte Jugendliche sich von rechten Ideologen angesprochen fühlen.
Vielleicht, so denke ich mir, sind die Menschen nicht wirklich fremdenfeindlich - sie kommen sich vielmehr im eigenen Land fremd vor. Oft müssen sie gar ihre Heimat verlassen und in den Westen ziehen. Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es kein schönes Gefühl ist, in dem Beruf, den ich gelernt habe, in meiner Heimat nicht arbeiten zu können und so quasi zum Wirtschaftsflüchtling zu werden. Das eigentliche Problem ist vielleicht gar nicht das Zuviel an Fremdem, sondern das immer schwächer werdende Eigene. Wenn Betriebe von gesichtslosen Eigentümern, Wohnhäuser von Investoren gekauft werden; wenn die Volksvertreter dem Volk als einzig greifbare Erklärung für ihre Politik nur noch sagen können, sie sei alternativlos; wenn Kirchen den heiligen Geist mit dem Zeitgeist vertauschen; wenn Geschichtsstudenten am Ende Verachtung für die eigene Geschichte lernen. Ich breche die Liste an dieser Stelle ab, weil ich selber merke, wie mit jedem Punkt auch die Wut anwächst. Was machen aber die Medien - sie legen nur den Finger in die Wunde: "Wutbürger", sie zerren die diffusen Ängste vors Mikrofon - aber sie versuchen nicht zu heilen. Soll überhaupt zusammenwachsen, was zusammen gehört?
Eine andere Seite unserer Geschichte ist durch indirekte Gewalt geprägt - durch Indoktrination und durch Systeme von Einschüchterung und Angst - und es liegt nahe, dass dies alles nicht ohne Wirkung auf die kollektive Psyche blieb. Die staatliche Gewalt hat in der DDR 40 Jahre länger angehalten. Aber es ist fraglich, ob die autoritären Strukturen, die uns Deutsche manchmal wie Maschinen funktionieren lassen und die vermutlich von der Gewalt herrühren, in der BRD einem menschlicheren Miteinander Platz gemacht haben.
Der Hallenser Psychologe Hans-Joachim Maaz brachte seine gesammelten Erfahrungen über den "Gefühlsstau" in der DDR zu Papier. So schrieb er: «In der Regel war die Tragik der psychischen Vergewaltigung in den 'geordneten Familien' als noch schlimmer einzuschätzen als zum Beispiel Prügel, weil die Kinder schlechtere Chancen hatten, das ganze Elend ihrer Kindheit und die Wahrheit über ihre Eltern zu erfahren als brutal geschlagene Kinder.» Laut Maaz besteht das Ergebnis der psychischen Gewalt darin, dass die meisten Menschen mehr oder weniger entfremdet von ihren Gefühlen und Bedürfnissen leben und das schmerzliche Nachdenken über sich und ihre Beziehungen mit Ersatzbefriedigungen von sich fernhalten. Wir Deutschen haben demnach ausgeklügelte Mechanismen entwickelt, besonders um mit negativen Gefühlen umzugehen. Um mit der Enttäuschung umzugehen, weil wir meist nur geliebt wurden, wenn wir den Erwartungen der Eltern entsprochen haben, wenn wir etwas leisten, oder wenn wir einfach nur bemitleidenswert sind - aber nicht, weil wir genau so sind, wie wir sind. Viele werden wie ein nicht funktionierender Gegenstand behandelt, wenn sie sich selbst folgen statt den Vorstellungen der Anderen. Und da es keinen Sinn hat, mit Gegenständen zu reden, hört dann die vernünftige Kommunikation auf - man wird einfach ausgeschlossen. Da das aber niemand will, passt man sich doch lieber an.
Der Neuro-Psychologe Gerald Hüther behauptet, wenn ein Kind diese Erfahrung machen muss, dann wird es i.d.R. anfangen, auch seine Mitmenschen wie Objekte anzusehen. Und es ist gut möglich, dass daher nicht nur unsere lieblosen Umgangsformen herrühren, sondern z.B. auch die Neigung, Menschen in deutscher Gründlichkeitsmanier in Schubladen wie "Gutmenschen" oder "Dumpfbacken", "Zecken" oder "Faschos",... einzuordnen. Dies schlägt sich auch in unseren Schulen nieder, wo Kinder sich weniger mit Wahrheit und Schönheit auseinandersetzen, sondern vor allem, mit anderen zu konkurrieren und sie zu manipulieren. Bemitleidenswerter ist, wer sich selbst ausschließlich nach den Kriterien der Gesellschaft konstruiert. Nach Gerald Hüthers Erkenntnissen dient auch unsere Konsum-Fixiertheit nur als trauriger Ersatz, weil wir als Babies zu wenig zwischenmenschliche Zuwendung bekamen. Der Konsum sorgt für die Stimulation unserer Belohnungs-Zentren im Gehirn und ersetzt die fehlende Stimulation durch liebevolle Beziehungen.
Wir können vielleicht nicht mehr ergründen, wie unsere familiären Beziehungen und gegenseitigen Umgangsformen sich so entwickelt haben - aber wir sind immer noch in der Lage zu träumen, wie wir sie uns wünschen. Wir Deutschen haben nur ein Problem, wenn es darum geht, einen Konsens zu finden, wie wir leben wollen und letztendlich eine nationale Identität zu definieren. Dabei gibt es viele Vorschläge: die einen sagen, lasst uns mit den großen Dichtern und Denkern identifizieren und ihnen wieder nacheifern; die anderen sagen, wir können stolz auf unser System sozialer Gerechtigkeit und des friedlichen Miteinanders unterschiedlicher Weltanschauungen sein; die dritten sagen, schaut auf unsere wunderschöne Heimat! Ich kann dem allen nur zustimmen - und doch gibt es eine innere Stimme in mir, der reicht dies alles nicht. So als würde man einem Baby, das nach seiner Mutter schreit, nur ein buntes Spielzeug hinhalten. Irgendwann wird das Kind das Spielzeug nehmen, wenn die Mutter nicht wieder kommt. So sind wir Deutschen, am Anfang sind wir wie dieses Kind und später sind wir es, die ihm das Spielzeug hinhalten.
Wenn es etwas gibt, womit wir uns endlich identifizieren sollten, dann mit unserer Sehnsucht nach echten Gefühlen, nach echten Beziehungen - und nicht mit irgendeinem Ersatz. Ja, wenn wir auf etwas stolz sein können, dann auch auf die Maschine in unserem Inneren, unsere fleißige, bis zum Umfallen funktionierende "Deutschmaschine", denn sie sichert nicht nur unser Überleben, sondern hat viele unserer Errungenschaften mit geschaffen. Aber, während die Chinesen Kraftwerke, Autobahnen und Eisenbahnlinien quer durch Afrika bauen, machen wir als angebliche "Exportweltmeister" uns vor allem darüber Gedanken, welche Art von Flüchtlingen wir aufnehmen wollen. Als gäbe es irgendeinen Menschen auf der Welt, der gern seine Heimat verlässt. Ja, wir Deutschen können auch gastfreundlich sein, auch wenn wir vielleicht vorsichtig geworden sind. Aber, wenn wir einmal nach Süd- oder Osteuropa gereist sind und die natürliche Gastfreundschaft der Menschen dort erlebt haben, dann merken wir erst, wie arm wir sind.
Ich vermute, dass meine Gedanken für viele provokant wirken und auf Unverständnis und Kritik treffen werden. Aber, ich spreche auch nur jene an, die nicht immer wieder in dasselbe Loch fallen wollen. Die auch der Meinung sind, dass wir Deutschen einen Schritt weiter gehen müssen, wenn wir wirkliche Souveränität bekommen wollen. Zu denen sage ich: Ihr braucht aus euch keine "Herrenmenschen" zu machen, ihr braucht euch nicht in eine kommunistische Wunschgesellschaft einzufügen, und ihr braucht auch nicht das Wirtschaftswachstum durch Konsum zu steigern! Und ihr seid genausoviel wert, mit oder ohne Iphone. Wir brauchen nicht, einmal die Woche ins Kino zu gehen, wo wir alles in echt 3D-Surround erleben können - die Realität ist viel spannender, wenn man selbst in sie eingreift. Wir haben es aber nicht nötig, irgendetwas tun zu müssen, nur um Aktivität zu demonstrieren, um eben irgendetwas zu tun, weil das Loch in unserer Seele gefüllt werden muss. Wir brauchen auch kein abstraktes Gerede von "christlichen Werten" - wir brauchen Jesus Christus selbst. Und wer glaubt, man müsse nur die Moscheen verbieten und die Deutschen "unter sich" lassen, der soll dann nicht enttäuscht sein, wenn dies Land trotzdem kein Stück christlicher wird. Das Schöne ist aber, was wir zur Konkretisierung des Abendlandes brauchen, liegt schon lange in unseren Händen.